Samstag, 8. Oktober 2016

Wer nicht für Hillary stimmt, ist ein privilegiertes Schwein

Die Wahlen in den USA sind die offenkundigste Demokratiefarce, die ich seit Jahren erleben durfte. Mit Clinton wurde die einzige Kandidatin aufgestellt, die von Trump geschlagen werden kann, und mit Trump der einzige Kandidat, der von Clinton geschlagen werden kann. Die Vorwahlen beider Parteien waren ein Rennen in den Abgrund, ein Exemplum von dumpfen Ressentiments auf der einen (Trump) und kriminell zu nennender Energie auf der anderen Seite (Clinton).

Was bleibt? Vote for the lesser evil, stimme für das kleinere Böse. Das ist momentan noch die einzige Taktik, die Hillary fährt. Angst vorm bösen Donald schüren. Die Wahl des kleineren Übels ist das, was spätestens seit der Wiederwahlkampagne von Bill Clinton 1996 die normale Tonlage bei Präsidentenwahlen darstellt.

Aber dieses Jahr, da so vieles anders ist, wird wohl auch das nicht klappen. Viele Independents (und 'ne Menge Dems) haben mittlerweile geschnallt, daß eine Stimme für das kleinere Böse immer noch eine Stimme für das Böse ist. Folgerichtig sind die Drittparteien im Aufwind, was von einigen Medien aber schon fast panisch verschleiert wird. (Wer des Englischen nicht so mächtig ist: Es scheint als würde zumindest in Einzelfällen CNN beispielsweise in ihren Fokusgruppen Abstimmungen für eine Dritte Partei als "Unentschlossen" werten.)

Die Indies sind nicht zuletzt eine große Menge jener Sanders-Anhänger, die miterleben durften, wie der DNC und Clinton den freundlichen Herrn mit schmutzigen Tricks um die Nominierung brachten.

Also verlegt sich die Hilluminator-Kampagne jetzt auf einen perfiden Trick. Sie will die jungen Wähler in eine Stimmabgabe für sie förmlich hinein schämen und aktiviert dazu die bedingten Reflexe, die in jahrelanger Unterordnung unter ein kryptofaschistisches System vorgeblicher Liberalität herangezüchtet worden sind.

Wer eine dritte Partei wähle, vorzugsweise die Grünen und deren progressive Kandidatin Jill Stein (die keine Impfgegnerin ist, vielen Dank), der tue das, weil er weiß sei und "privilegiert". Wenn Du Dein weißes "Privileg" nicht mißbrauchen und solidarisch mit Deinen nicht-weißen Mitmenschen sein willst, dann stimmst Du für Hillary Clinton.

Klar. Die ist erdnußfarben, unterprivilegiert und hat Schwarze nie als "Superraubtiere" bezeichnet. So siehts aus.

Das ist die pure nackte Verzweiflung, die aus solchen Surrogate-Kampagnen spricht. Das kann und wird in Einzelfällen sicher funktionieren, nackte Panik bleibt es trotzdem. Ich bleib bei dem, was ich schon im Mai gesagt habe, lange vor den Nominierungen.
Hillary Clinton, und hier lege ich mich schon mal fest, wird nicht die nächste Präsidentin der vereinigten Staaten.
Mal gespannt, wer 2020 gegen Präsident Donald J. Trump I. antreten wird.

1 Kommentar:

Athair hat gesagt…

Der aktuelle US-Wahlkampf ist wahlweise ein Trauerspiel oder Real-Satire.

Interessant und irgendwie absurd, dass Trumps frauenfeidliche Äußerungen von vor 11 Jahren Aufreger des Tages sind, während Hillarys rassistische Töne (die u.a. vor 8 Jahren prominent zu vernehmen waren) keinerlei Bedeutung zugemessen wird:
http://www.huffingtonpost.com/james-rucker/can-black-people-trust-hillary_b_9312004.html

@ White Privilege:
Natürlich hat es was mit Privilegien zu tun, ohne Angst vor einschneidenen Konsequenzen auf die Wahl des "kleineren Übels" verzichten zu können. Wahrscheinlich hat es auch mit Privilegien zu tun, in den USA die politische und mediale Kompetenz zu haben, um Trump UND Hillary als Übel wahrnehmen zu können.
Dennoch: Wer, wenn nicht diese "pivilegierten, weißen Millenials", hat die Chance den Unwert von der "Wahl des kleineren Übels" anzuprangern, zu popularisieren und den Ausstieg auf dieser Denke einzuleiten?

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